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Hitze und Medikamente: Eine Kombination mit Risiken

19. Juli 2022

Wenn der Sommer Rekordtemperaturen erreicht, ist Vorsicht geboten – besonders für Menschen, die auf Medikamente angewiesen sind. Manche Arzneimittel vertragen keine Hitze oder können bei hohen Temperaturen anders wirken.

 

Richtig lagern

Arzneimittel und Wärme – das ist keine gute Kombination. Manche Arzneiform ist da besonders empfindlich. An erster Stelle stehen da Zäpfchen, oder wie die Pharmazeuten sagen: Suppositorien. Ihre Grundsubstanz ist aus Hartfett und darauf ausgelegt, bei Körpertemperatur zu schmelzen und den enthaltenen Wirkstoff freizugeben. Bei Sommerhitze über 37 Grad können sich Zäpfchen jedoch verflüssigen. Selbst wenn sie danach wieder erkalten, wirken sie unter Umständen nicht mehr richtig. Bei Cremes und Salben droht ähnliches, weil sich bei Hitze die fetten von den wässrigen Bestandteilen trennen und enthaltene Fette verderben können. Deshalb sollten Zäpfchen, Cremes und Salben nicht zu warm werden. Liegen Arzneimittel in Druckgasbehältern wie Asthmasprays in der prallen Sonne, kann das die Dosierungsgenauigkeit beeinflussen und so die Wirksamkeit der Sprays verändern. Feste Arzneiformen wie Tabletten oder Kapseln sind weniger anfällig für Wärme. Aber auch sie bewahrt man am besten an einem möglichst kühlen Ort in der Wohnung auf. 

Auf Reisen empfiehlt es sich, empfindliche Medikamente in einer Kühltasche mit Kühlakku zu transportieren. Das gilt insbesondere auch für Insulin. Das zuckersenkende Hormon benötigt kühle Temperaturen, darf aber auf keinen Fall einfrieren, sonst verliert es seine Wirksamkeit. Daher sollten die Insulinampullen in der Kühltasche nie direkt am Kühlakku lagern, um das Einfrieren zu verhindern. 

 

Vorsicht bei der Einnahme

Doch nicht nur die Lagerung verändert die Wirkung mancher Medikamente. Hitze beeinflusst mitunter auch die Wirkung der Arznei im Körper. Ein Beispiel: Blutdruckmedikamente. Bei hohen Temperaturen sinkt oft der Blutdruck. Wer blutdrucksenkende Mittel einnimmt, verstärkt diesen Effekt. Hier reicht bei großer Hitze eventuell eine geringere Dosierung, um eine ausreichende Blutdrucksenkung zu erreichen. Eine Änderung der Therapie muss aber grundsätzlich mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. HerzKreislaufPatienten, die Entwässerungsmittel einnehmen, müssen stets ausreichend trinken, weil der Körper durch das Schwitzen bei Hitze mehr Flüssigkeit verliert als üblich.

Im Hochsommer kann es bei Schmerzoder Hormonpflastern ebenfalls zu Überdosierungen kommen. Die Wirkstoffe gelangen im Sommer bei einer erhöhten Hauttemperatur viel schneller und in größerer Menge aus dem Wirkstoffpflaster durch die Haut ins Blut. Patienten sollten daher die Hautstellen mit dem aufgeklebten Wirkstoffpflaster vor direkter Sonnenbestrahlung schützen. Auch Insulin kann durch die verstärkte Durch blutung der Haut bei Wärme schneller wirken.

 

Lichtempfindlich durch Medikamente?

Einige Medikamente lösen starke Hautreaktionen bei Sonnenbestrahlung aus. So kann das Risiko für Sonnenbrand und andere Hautschäden sehr stark steigen. Die Reaktionen können sofort oder erst nach einigen Tagen einsetzen. Hierzu gehören unter anderem entwässernde Blutdruckmittel, einige Blutdrucksenker, verschiedene Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac, aber auch bestimmte Psychopharmaka und Antibiotika. Achten Sie deshalb auf einen guten Sonnenschutz und meiden sie nach Möglichkeit den Aufenthalt in der prallen Sonne. Zum richtigen Umgang mit Ihren Medikamenten in den kommenden heißen Tagen berät Sie Ihr Apothekenteam kompetent und gerne.

 

Der Beipackzettel gibt Ihnen Auskunft zur richtigen Lagerung von Medikamenten. Doch wenn Sie unsicher sind, wie sich diese mit Hitze vertragen, nutzen Sie die persönliche Beratung zur Medikamenteneinnahme in Ihrer Apotheke vor Ort.

Apothekerverband Nordrhein e.V. in Kooperation mit der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH